Zweite Karriere erfüllt Jugendtraum
 

Was macht ein erfolgreicher Unternehmer  nachdem er sich im Alter von 63 Jahren von seiner Firma getrennt hat? Er macht es sich gemütlich und erfüllt sich einen Jugendtraum. Letzteren Schritt hat auch Frank E. Sommerer getan. Nur mit der Gemütlichkeit ist das so eine Sache. Denn heute macht der Oldie in Oldtimern. Allerdings getreu dem Motto: „Wenn schon, denn schon…“

   Es war Ende des vergangenen Jahres, als Sommerer die „Slift Hebezeug GmbH“ verkaufte – das Unternehmen,  das er 1976 gegründet hatte und das heute rund 120 Mitarbeiter hat. Die daraus resultierende finanzielle Unabhängigkeit wollte  der 63-Jährige eigentlich nur dazu nutzen, eine Doppelgarage zu bauen: „Ich besitze selbst ein paar Oldtimer“.

   Doch erstens kommt es anders – und zweitens als man denkt: Mit Gerhard Imalski lernte Sommerer im Frühjahr einen ausgewiesenen Fachmann für alle Automobile kennen, die mindestens schon zwei Jahrzehnte auf dem Buckel haben. Von ihm bestärkt, erinnerte sich Sommerer, wohl an einen Jugendtraum: Schrauben. Schon der Vater war Auto-Mechaniker gewesen, besaß in den 50er-Jahren eine Fordwerkstatt in Stuttgart-Vaihingen. Und der Sohnemann saß immer mit großen Augen „in den Hecken“, wenn die Boliden der damaligen Zeit über die Solitude bretterten. Doch der Herr Papa bestand auf einer „anständigen“ Ausbildung: Handels- und Technikerschulen, Maschinenbaumeister, Auslandsaufenthalt.

   Doch jetzt, viele Jahre später, packte Sommerer die Gelegenheit beim Schopf. Quasi als Jung-Unternehmer bietet er mit seinem Kompagnon Imalski seit der Einweihung der Firma “Auto-Nostalgie“ am vergangenen Wochenende in der Werkstatt im Tiefenbronner Gewerbegebiet alles rund um den Oldtimer an: Service, Restaurierung, Vermietung und Verkauf.

Natürlich kam es ihm zu passe, dass er an seinem neuen Standort gegenüber seiner ehemaligen Firma noch eine alte Fabrikhalle besaß –schwarz und dreckig von über 20-jähriger Schweißarbeit. Bis wenige Stunden vor der Einweihung wurde dort geschuftet um Werkstatt und einen 

  Oldtimer statt Hebebühnen: Sozusagen auf dem zweiten Karriereweg hat sich Frank E. Sommerer, hier mit seiner Frau Eva-Maria an einem amerikanischen Krit aus dem Jahr 1914, einen Jugendtraum erfüllt
 
 
   
 

Ausstellungsbereich zu schaffen, der den Erwartungen von Menschen entspricht, die all ihr Herzblut und dazu noch oft eine beachtliche Stange Geld in ein altes Auto stecken. „Leute, denen so einen Wagen oft mehr bedeutet als ihre Frau“, wie Eva-Maria Sommerer augenzwinkernd anmerkt. Nun soll der Begriff „Nostalgie“  nur im Firmenamen zu finden sein. Sommerer will seinen Kunden ein zuverlässiger Partner sein. Was eben auch bedeuten soll: Eine Restaurierung darf nicht zur Never-Ending-Story werden. Schließlich ist für Sommerer das schönste am Oldtimer nach wie vor das Fahren.

   Um seinem Anspruch gerecht zu werden, hat er sechs Mitarbeiter eingestellt. Alte Hasen, die noch richtig etwas vom Handwerk verstehen und mehr gelernt haben, als nur komplette Module auszutauschen. Und natürlich auch den einen oder anderen Jungen, der sich zeigen lassen möchte wie man früher geschafft hat – an einem Rolls-Royce aus den 50er-Jahren mit seinen Unmengen von Gelenken und Hebeln oder an einem amerikanischen Krit aus dem Jahr 1914, für den es heute praktisch keine Unterlagen mehr gibt.

    Schließlich plant Sommerer auch, Oldtimer zu vermieten – ein Vorhaben, von dem ihm jeder Fachmann abrät. Zu empfindlich reagieren die guten Stücke doch oft auf eine unerfahrene Hand. Doch der 63-Jährige will es riskieren: „Warum sollen nur die Leute dieses Gefühl erleben können, die auch so ein Auto besitzen?“ Außerdem denkt Sommerer, könnte das ja gerade die Marktlücke sein, um dem jungen Unternehmen  zum wirtschaftlichen Erfolg zu verhelfen. „Denn jetzt“, sagt er beim Blick über die Veteranen von der Isetta bis zum Porsche 356 in der Ausstellungshalle, „kommt das schwierigste: das Geld verdienen.“                                             
                                     Holger Knöferl

 

 

 

 

Dieser Artikel ist am Dienstag den 17. Juli 2001 in der Pforzheimer Zeitung erschienen

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